Grenzgang und KI
Meine Damen und Herrn, Ute Bescht ist eine Grenzgängerin zwischen den Welten. Nicht nur, weil sie aus Oberbayern in den Norden kam, sondern vor allem, weil ihre Arbeiten in kein Raster passen, keine Schachtel und in keine Schublade. Das einmal Erreichte ist immer nur Station auf dem Weg zum Nächsten. Wer Kategorien bemühen möchte, sollte sie großzügig genug wählen, damit die Bilder hineinpassen. Wer sich für gegenständlich als Definition entscheidet, liegt ganz gut, doch wird er oder sie sich wundern, auch Abstraktes zu entdecken. Aber da hören wir schon jene wettern, die sagen: Malerei ist tot. Mag sein, doch wie oft ist sie schon wieder auferstanden? Hier gerade druckfrisch – und digital: Etliche dieser Bilder hängen erst seit gestern. Sie sind eben nicht mit Öl, Acryl oder Aquarell auf der Leinwand verteilt, sondern sie entstehen digital. KI ist das passende Signalwort heutzutage, nicht nur für die Wirtschaft, sondern nahezu als gesamt gesellschaftlicher Hype. Doch auch diese Druckauflage ist limitiert. Ute Bescht sagt über sich: „Meine Bilder bewegen sich zwischen Wahrheit und Wunsch, zwischen Anklage und Versöhnung.“
Als Journalistin erlaube ich mir da die Frage: „Was ist Wahrheit?“ Und wage sogleich die Ergänzung: Wirklichkeit ist in meinen Augen immer auch eine Frage der Perspektive. Objektiv ist nur, was ich messen, wiegen oder zählen kann. Wo es also keinen Zweifel gibt über die objektiv definierten Kategorien, die ich für die Bewertung anwende. Künstler sehen das anders: Will dazu den amerikanischen Großmeister der Farbfeldmalerei, Mark Rothko, zitieren, der sagte einmal „Denn ohne unsere Sinnlichkeit können wir Menschen so etwas wie Wahrheit nicht erfassen.“ Was Juristen dazu sagen, diskutieren Sie, meine Damen und Herren womöglich später bei einem Drink.“